Roman: Olaf Stapledon
Veröffentlicht im Virus-Magazin (Dez. 2015)
„Groß sind die Sterne, und der Mensch bedeutet ihnen nichts.“ Die menschliche Rasse ist von Beginn an dem Untergang geweiht. Die erste menschliche Zivilisation löscht sich bereits nach 150.000 Jahren aus. Bis dahin spornen Konflikte und Katastrophen die Menschheit immer wieder zu Höchstleistungen an – wie etwa der Erschaffung eines monumentalen Weltstaates.
Die damit einhergehende Harmonie, der Wohlstand, aber auch die andauernde Konfliktlosigkeit führen jedoch bald zu geistiger Trägheit und Sorglosigkeit, die schließlich in ihrem Untergang gipfelt. Doch die Menschheit schafft es trotzdem innerhalb des unvorstellbaren Zeitraumes von zwei Milliarden Jahren, insgesamt neunzehnmal wieder aufzuerstehen und sich dabei jedes Mal neu zu erfinden. Dabei verändert sich der Mensch körperlich und geistig, beginnt sich selbst und seine Umwelt zu formen, erwehrt sich außerirdischer Invasoren, kolonisiert fremde Planeten und überwindet letztlich sogar die Zeit. Doch selbst der größte Intellekt kann den Urkräften des Universums am Ende nicht trotzen.
Stapledons Utopie ist eine umfassende philosophische und soziokulturelle Betrachtung einer von ihm erdachten, zwei Milliarden Jahre umfassenden Menschheitsgeschichte. Ausgehend von den gesellschaftlichen Verhältnissen zur Entstehungszeit des Werkes (um das Jahr 1930) ersann der Autor eine anfangs noch rational nachvollziehbare Zukunftsvision, die mit fortschreitender Dauer zu einem meisterlichen Ideenspektakel mutiert.
Viele dieser Ideen findet man zu Recht in der Science Fiction späterer Jahre wieder. Doch auch wenn es fraglos ein Meilenstein seiner Zeit ist, kann Stapledons Werk nicht uneingeschränkt empfohlen werden. Die gänzlich unpersönliche Erzählweise ohne Hauptfiguren und der rein sachliche Schreibstil sind eine wirkliche Herausforderung für jeden Leser.
Autor: Olaf Stapledon
Verlag: Piper (Okt. 2015)