REZENSION: Das Geheimnis von Leben und Tod

REZENSION: Das Geheimnis von Leben und Tod

Rebecca Alexander

Veröffentlicht im Virus-Magazin Mai/Juni 2016


Als in Exeter die Leiche einer jungen Frau gefunden wird, deren Körper mit okkulten Symbolen übersät ist, wird der Sozialanthropologe und Okkultismusexperte Felix Guichard von der Polizei als Berater hinzugezogen. Bei seinen Recherchen zu dem Fall trifft er auf Jackdaw Hammond, eine junge Frau, der er eine Verbindung zu den besagten Symbolen nachweisen kann.

Felix wird schnell klar, dass Jack etwas vor ihm verbirgt, doch ehe er dem auf den Grund gehen kann, muss er sie vor einer Kreatur beschützen, deren Existenz er bislang nur als den Aberglauben archaischer Kulturen angesehen hat. Sollte es tatsächlich möglich sein, den Tod zu umgehen und das Leben unnatürlich zu verlängern? Und welchen Preis hätte so ein Leben? Um Antworten auf diese Fragen zu finden, müssen Felix und Jack mehr als nur ihr Leben riskieren. 

In Das Geheimnis von Leben und Tod verarbeitet die Autorin geschichtliche Fakten über die als Blutgräfin bekannte ungarische Adelige Elisabeth Báthory sowie den englischen Mystiker und Wissenschaftler John Dee. Für Leser, die sich ein wenig mit der Geschichte der beiden auskennen, ist das Geheimnis, um das sich die Story dreht, keine wirkliche Überraschung.

Für alle anderen dürfte der Roman eine durchaus spannende Lektüre darstellen. Die Geschichte spielt sich auf zwei Erzählebenen ab: im 16. Jahrhundert in den Tiefen der ungarischen Wälder und Berge sowie im England der Gegenwart. Mit Fortschreiten der Handlung wird der Zusammenhang zwischen den Zeitebenen und den dort agierenden Figuren immer deutlicher, um am Ende in der Erkenntnis zu kulminieren, dass Leben und Tod nicht in jedem Fall eindeutig voneinander getrennt werden können. Ein unterhaltsamer und atmosphärisch stimmiger Roman mit einem leider etwas vorhersehbaren Finale.




Autor:             Rebecca Alexander

Verlag:           Heyne

REZENSION: Under Water

REZENSION: Under Water

Roman: Matt De La Pena

Veröffentlich im Virus-Magazin Sept/Okt 2016



Shy möchte die freie Zeit nach dem letzten High School-Jahr sinnvoll nutzen, um etwas Geld zu verdienen. So verdingt er sich als Crew-Mitglied auf Luxus-Kreuzfahrtschiffen. Eigentlich ein angenehmer Job, bis sich eines Tages einer der Gäste das Leben nehmen will und über Bord springt.

Shy hat als Letzter mit ihm geredet und sogar noch versucht, ihn festzuhalten – erfolglos. Nach diesem Vorfall interessieren sich plötzlich einflussreiche Leute für ihn, er wird überwacht und sogar verhört. Die verworrenen Sätze, die der Selbstmörder kurz vor seinem Sprung zu ihm sagte, scheinen für einige Leute von großem Interesse zu sein. Doch bevor Shy herausfinden kann, wer ihn verfolgt und warum, wird der Luxusliner von einer Katastrophe heimgesucht: Gleich mehrere Tsunamis zerstören das Schiff und die meisten Rettungsboote.

Ausgelöst wurden die Wellen durch ein verheerendes Erdbeben in Kalifornien. Als einer von wenigen Überlebenden treibt Shy nun in einem halb zerstörten Boot auf dem Ozean dahin, ohne Wasser oder Nahrung und immer begleitet von hungrigen Haien …

Under Water ist ein Thriller für Jugendliche mit einem etwas irreführenden deutschen Titel. Im amerikanischen Original lautet der Titel The living, was durchaus treffender ist. Es geht im Roman nämlich keineswegs um gefährliche Dinge, die unter Wasser lauern (von Haien einmal abgesehen).

Der Autor verarbeitet vielmehr verschiedene andere Themen: Wissenschaft und Ethik, Rassismus, Liebe und Familiendramen. Jedes Thema für sich mag interessant und lesenswert sein, jedoch fehlt der Geschichte ein eindeutiger Focus. Dies führt dazu, dass Handlungsstränge am Ende nicht abgeschlossen werden und der Leser etwas ratlos zurück bleibt. Trotzdem ist Under Water ein durchaus spannender und emotionsgeladener Thriller für Jugendliche.

Autor:             Matt de la Peňa       

Verlag:           dtv      

REZENSION: Die Letzten und die Ersten Menschen

REZENSION: Die Letzten und die Ersten Menschen

Roman: Olaf Stapledon


Veröffentlicht im Virus-Magazin (Dez. 2015)


„Groß sind die Sterne, und der Mensch bedeutet ihnen nichts.“ Die menschliche Rasse ist von Beginn an dem Untergang geweiht. Die erste menschliche Zivilisation löscht sich bereits nach 150.000 Jahren aus. Bis dahin spornen Konflikte und Katastrophen die Menschheit immer wieder zu Höchstleistungen an – wie etwa der Erschaffung eines monumentalen Weltstaates.


Die damit einhergehende Harmonie, der Wohlstand, aber auch die andauernde Konfliktlosigkeit führen jedoch bald zu geistiger Trägheit und Sorglosigkeit, die schließlich in ihrem Untergang gipfelt. Doch die Menschheit schafft es trotzdem innerhalb des unvorstellbaren Zeitraumes von zwei Milliarden Jahren, insgesamt neunzehnmal wieder aufzuerstehen und sich dabei jedes Mal neu zu erfinden. Dabei verändert sich der Mensch körperlich und geistig, beginnt sich selbst und seine Umwelt zu formen, erwehrt sich außerirdischer Invasoren, kolonisiert fremde Planeten und überwindet letztlich sogar die Zeit. Doch selbst der größte Intellekt kann den Urkräften des Universums am Ende nicht trotzen.


Stapledons Utopie ist eine umfassende philosophische und soziokulturelle Betrachtung einer von ihm erdachten, zwei Milliarden Jahre umfassenden Menschheitsgeschichte. Ausgehend von den gesellschaftlichen Verhältnissen zur Entstehungszeit des Werkes (um das Jahr 1930) ersann der Autor eine anfangs noch rational nachvollziehbare Zukunftsvision, die mit fortschreitender Dauer zu einem meisterlichen Ideenspektakel mutiert.


Viele dieser Ideen findet man zu Recht in der Science Fiction späterer Jahre wieder. Doch auch wenn es fraglos ein Meilenstein seiner Zeit ist, kann Stapledons Werk nicht uneingeschränkt empfohlen werden. Die gänzlich unpersönliche Erzählweise ohne Hauptfiguren und der rein sachliche Schreibstil sind eine wirkliche Herausforderung für jeden Leser.


Autor:             Olaf Stapledon         
Verlag:           Piper (Okt. 2015)